Review: James - La Petite Mort
James mit dem dritten Album seit ihrer Wiedervereinigung, aber ich hole lieber weiter aus. Anfang der 80er Jahre als verrückter für endlose Jam-Sessions in ihrer Heimat Manchester berüchtigt gewordener Haufen gestartet, fand Frontman/Songwriter Tim Booth circa Ende des Jahrzehnts seine Indie-Hit-Formel („Sit Down“); der da gerade aufbrausende Madchester-Hype kam genau zur rechten Zeit; so klingt das Durchbruchsalbum von 1990 „Gold Mother“ auch teils wie ein Kind seiner Zeit und seines Orts (Stone Roses, Happy Mondays, Inspiral Carpets), hat aber auch bereits alle Ingredienzien, die James vom Rest der kurzlebigen, lustigen-Pillen-Szene abhoben.
New-Age-Eso-Ernsthaftigkeit, große Refrains und der alles durchdringende Wunsch anders zu sein. Nie ganz dazuzugehören. Es war alles schon da. Mit den nachfolgenden Werken „Seven“ und „Laid“ ging es - auch Producer Brian Eno geschuldet - weiter in eine fast schon U2-hafte Richtung (U2 auf gut halt). Das Stadion haben James aber nie erreicht, dafür waren sie dann Gott sei dank (und ich rede nicht von James-Gitarrist Larry Gott!) zu exzentrisch, liebenswert-verbohrt und vor allem auch ein wenig zu sachte mit dem Holzhammer unterwegs.
1994-96 waren sie dann definitiv am falschesten Ort was gibt, nämlich im Bandurlaub abgetaucht, und ließen somit die goldenen Jahre des Britpop-Hypes aus, wo man wohl ein paar Scheiben verkaufen hätte können; das 97er Comeback „Whiplash“ kann dann als das letzte Highlight der alten James betrachtet werden. Poppiger (siehe die Single "She's A Star") als zuvor aber gleichzeitig auch wieder experimentierfreudiger (check: "Go To The Bank") als auf den beiden Vorgänger-Alben. Danach kamen ein paar bessere und ein paar schlechtere Alben vor und nach der mehrjährigen Bandpause, und jetzt eben „La Petite Mort“.
Und ja, es ist eigentlich wie immer, wenn alte Haudegen ihr so und sovieltes Album nach dem Comeback rausbringen und es dabei nicht total verkacken. Wir haben es mit einem gediegenen Album zu tun, welches keinem James-Freund wehtun wird, aber sicher auch nicht dazu angetan ist neue Fans anzulocken. Ein bisschen belanglos aber keinesfalls uninspiriert. Ein klassisches „Befriedigend“, welches man vom nicht ganz so strengen Hippie-Lehrer augenzwinkernd auf eine eigentlich eher mediokre Schularbeit bekommen hat. Jedenfalls konnten sowohl die Vorab-Single "Moving On" als auch das Album "La Petite Morte" die Indie-Djs überzeugen (zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Artikels befindet sich die Single auf Platz sechs und das Album gar auf der zwei). [sr]
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