Naked Lunch. Das Interview zum Comeback des Jahres
Nach mehrjähriger Auszeit haben sich Naked Lunch zuletzt zurückgemeldet mit zwei ausverkauften Shows in Wien und München und der triumphalen Comeback-Single "So Sad" (von null auf zwei in die Indiecharts letzte Woche eingestiegen); hier nun Oliver Welter mit dem Exklusiv-Interview zur Rückkehr der Indie-Helden.
Man munkelt dass Naked Lunch mit ihrem best of von 2015 sich still und leise aufgelöst hätten; weshalb also dieses unvermutete aber sehr erfreuliche Comeback?
Es ist kein Comeback, es ist einfach ein weiter tun nach einer allgemeinen Pause von der Band. Wir wollten uns nicht mit einem Best of Album verabschieden. Das passt vielleicht
zu U2, aber nicht so recht zu Naked Lunch. Wir müssen anscheinend weiter tun, bis wir
dereinst verpuffen…
Euer langjähriger Keyboarder Stefan Deisenberger ist jedenfalls nach eurer Best of-Tour 2015 ausgestiegen; wie habt ihr seinen Abgang kompensiert bzw welchen Einfluss darauf wie ihr nun klingt und auch auf die Band-Chemie hatte sein Abgang?
Der Ausstieg von Stefan hat naturgemäß dazu beigetragen, dass sich die Band eine Auszeit genommen hat und sich neu formieren musste. Auch da ticken wir vielleicht nicht ganz so wie viele andere Bands, die scheinbar mühelos Abgänge innerhalb ihres Gefüges kompensieren, und jeder immer und überall austauschbar erscheint.
Der Weggang von Stefan hat zuerst ein große Loch gerissen, das aber nun mit dem neuen Mann an den Tasten, Boris Hauf, musikalisch und menschlich mehr als gefüllt werden konnte.
Kann man „So Sad“ und die Comeback-Konzerte mit neuem Keyboarder, sprich neuen Live-Line-Up also als eine Art Neustart sehen?
Ich weiß nicht, wie das die anderen in der Band sehen, aber für mich (Oliver Welter) ist das nicht so. Neustart klingt so dramatisch, so aufgeladen und pompös. Für mich aber ist es einfach ein weiterer Schritt in der Bandgeschichte.
Wir haben einen neuen, tollen Mann in der Band, eine neue Single, ein neues, vielversprechendes Management und dazu unsere alten Tugenden, die jeder für sich selber
zu definieren hat. Wenn dies alles zusammen den Bestand eines Comebacks erfüllt, dann soll es meinethalben auch so genannt werden.
Wie würdet ihr generell eure Arbeitsweise im Studio beschreiben?
Nun, Naked Lunch ist ja keine Band, die im klassischen Sinne zusammen Lieder erprobt und diese, wie es in der Regel üblich ist, in einem Studio mit einem gewählten Produzenten dann aufnimmt. ich schreibe meist die Lieder und Texte. Ob auf Gitarre, Klavier oder was auch immer. Und ich trage sie Herwig vor, wenn es an der Zeit ist.
Und Herwig - in seinem eigenen Studio - nimmt dann meist den Song, das Lied und bearbeitet, gestaltet und arrangiert dieses. Dadurch begibt sich das ursprüngliche Lied oft auf eine wundersame Reise, an deren Ende dann eben ein durch und fertig arrangierter Song zu hören ist, der oftmals nicht nur mich zu erstaunen vermag.
Worum geht`s in der neuen Single „So Sad“? Was hat dich Oliver zu diesem sehr schönen Song inspiriert?
Mich hat noch nie jemand als hoffnungsvoll und grundpositiv bezeichnet. Weil das eben nicht zutrifft auch mich. Ich bin aber auch nicht latent suizidal. Es ist einfach eine gehörige Portion Traurigkeit und Melancholie, die mich als Menschen bestimmen. Und so ergeht es, wie ich zumindest beobachte, vielen anderen auch. Das ist nichts schlimmes.
Im Gegenteil sogar. Die Traurigkeit erscheint mir mit zunehmendem Alter immer mehr wie eine universelle Kraft, ein universeller Gedanke. (Mein Gott, wie das klingt!)
Mit meinen Kindern gemeinsam vor dem Tv-Gerät musste ich schon bei den Teletubbies weinen, so sehr haben mich die vier dämlichen Babyfiguren gerührt. Weinen, weil einen die Teletubbies so rühren. So weit geht das bei mir…
Wie soll es nun weitergehen; 2018 und darüber hinaus?
Es sind in losen Abständen weiterhin Singles geplant, die am Ende zu einem neuen Album führen sollen. Darüber hinaus wollen wir auch wieder wesentlich mehr live spielen. Solo als auch auf Festivals. Wir freuen uns auf alles, das da kommt.
Foto: Daniel Gossmann
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