mehr Yeah

Dank eines fulminant gewonnenen Neueinsteiger-Votings haben es mehr Yeah bei ihrem Indie-Charts-Debüt mit "Gefährliche Brandung" gleich geschafft von null auf die Eins zu gehen. Respekt!

Obendrauf hier nun MCHg (AKA eine Hälfte des dynamischen Duos, die andere hört auf den feinen Namen Monrovia) im O-Ton...

Wie ist euer Werdegang, also wann und wo hat sich mehrYEAH gegründet, wie seid ihr zwei zusammen gekommen?

Schuld am entstehen von mehrYEAH ist im Grunde mein schwindendes Haupthaar. Aus diesem Frust und dem nicht wissen was tun, entstand eine 2 Jahre dauernde Frisur-technische Unentschlossenheit, die in über schulterlangen Haaren mündete. Und während dieser „Wachstumsphase“ hatte ich die Idee die Haare doch während eines Musikvideos zu verlieren und einen Song darüber zu schreiben. So entstand eine sehr humorige Mundart-Rap-Nummer die wegen Covid und geplanter Massenszene am Schluß noch immer auf die Video Vollendung wartet.

Mohnrovia und ich waren 2018 für Dreharbeiten in Tiflis/Georgien und haben uns dort am Set erstmals getroffen. Nach der Beschnupperungsphase haben wir begonnen über Musik zu reden und sind schnell drauf gekommen, dass wir uns zu Hause weiter austauschen sollten. Ich brannte dafür endlich wieder zu Musik zu texten und nicht bloß meine Ideen niederzuschreiben — musste mich dann aber über ein Jahr gedulden bis ich die ersten Layouts in meiner Inbox hatte. Doch dann ging es Schlag auf Schlag und wir haben in relativ kurzer Zeit viele Ideen verwirklichen können.

Erstmals aufmerksam wurde man auf euch, als ihr dieses Jahr ins Halbfinale vom FM4-Protestsongcontest gekommen seid; ist euch Protest also ein wichtiges Anliegen?

Als „Sprachrohr“ unserer Konstellation ist es mir wichtig, mir kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Und da ist von kritischem Hinterfragen in allen Belangen, bis hin zu lautstarkem Protest alles möglich. Ja - Protest kann sehr wichtig sein, vor allem in der Kunst und grade in einer Zeit wo der Stellenwert von Kunst & Kultur in unserer Gesellschaft sehr beschnitten bis gar nicht vorhanden ist. Doch sind mir Spass, Humor, Gefühle, Werte, Geschichten und so vieles mehr, ein genau so großes Anliegen, weshalb es im mehrYEAH Universum Songs zu allen möglichen und unmöglichen Themen gibt - man darf sich also in naher Zukunft auf vielfältigen Output von uns freuen!

Die aktuelle Single „Gefährliche Brandung“ setzt sich mit der Covid-Pandemie und den damit verbundenen Maßnahmen auseinander. Wie ist hier euer Standpunkt?

Ich kann nur für mich sprechen, da es so etwas wie einen „Band-Standpunkt“ hier nicht gibt. Ich finde es sehr gut und richtig, dass mit vielen Mitteln versucht wird die Pandemie einzudämmen und so viele Menschenleben wie möglich zu retten. Wenn ich aber den Blick in Richtung politische Entscheidungsträger*innen richte und mir anschaue was hier so geschieht, entschieden und von sich gegeben wird, entsteht akuter Handlungsbedarf und ich als Künstler kann das nicht schweigend hinnehmen. Als ich den Song geschrieben habe hoffte ich natürlich, dass sich all das Gesagte nicht so bewahrheitet wie es dies nun vielerlei tut. In Maßnahmen steckt doch auch „Maß nehmen“ drinnen und dieses gesunde Maß vermisse ich bei all den Lockdowns und politisch geplanten Zukunfts-Szenarien am meisten.

 Seid ihr mit dem Feedback auf den Song zufrieden?

Ich bin positiv überrascht wie gut dieser Song ankommt. Sogar ARTE ist an uns heran getreten und hat einen Beitrag dazu gemacht. Im Grunde wollte ich mir einfach meinen Frust von der Seele schreiben und es war länger nicht klar, ob wir das Lied überhaupt als mehrYEAH Track releasen. Bei einem so polarisierendem Thema wie Covid19 und die begleitendend Verbote & Maßnahmen kann man sich auch sehr leicht in die Nesseln setzen. Und gerade für eine Debüt-Single ist das Thema auch recht schwer verdaulich. Doch ich denke, es ist sehr gut gelungen, Kritik in Sarkasmus zu kanalisieren und umgewandelte Politaussagen einfach so stehen zu lassen — das deuten dieser Aussagen bleibt nun den Zuhörer*innen überlassen.

Auch was das Feedback zum Musikvideo betrifft werden wir in den höchsten Tönen gelobt und es war den Aufwand wert. Eine kleine Anekdote: Ich hab mir extra einen 3D Drucker gekauft um die Viren zu drucken, die ich im Abspann des Songs verwende. Nirgendwo gab es die damals zu kaufen und die Produktion ist der Horror. Filigran, teuer und Zeitintensiv. Aber ich finde fast, dass die Bilder der tanzenden Viren in der Brandung, die Essenz des Songs am Besten transportieren.

Wie geht es weiter, was ist grad in Arbeit, wird es auch ein Album geben?

Wir sind ständig am abschließen verschiedener Baustellen. Es sind noch 4 weitere Musikvideos in Arbeit und unterschiedlich weit fortgeschritten in ihrer Fertigstellung. „Rettungsboot“ - der Track, der beim FM4 - PSC21 im Halbfinale war, wird es bald als Single und Video geben. Und auch wenn viele meinen, das Album als Format wäre am aussterben — wir machen trotzdem eines! Ich bin ein 79er Jahrgang.

Ich liebe es mir von Song 1 bis zum Ende alles von einer Band anzuhören und mich auf die Ideen einzulassen, die den Künstler zu genau dem Ablauf und dem Artwork inspiriert haben. Für mich entsteht da ein ganz besonderer Mehrwert in einer so schnellen Welt des Fast Food Konsums. Geplant ist September 21 als Release-Monat und wir hoffen inbrünstig, dass wir dazu auch live spielen dürfen werden. Um die Wartezeit auf das Album kurz zu halten wird es dazwischen immer wieder mal was von uns auf die Ohren geben. Es gibt Kollabos mit 2 wundervollen Sängerinnen. Ein Track wird von Gina Holzmann (Rammelhof) aufgewertet.

Und auch ein aufstrebender Cloud-Rapper ist auf einem Tune dabei. Yung Corona ist der Gegenpart, wenn es in „Antitune“ um - Autotune ja oder nein - geht. Es gibt also vieles auf das man sich freuen darf!

           



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