Facelift

Facelift zählen zu den alten Haudegen im österreichischen Alternative-Universum. Bereits seit den späten 90er Jahren macht man gemeinsam Musik, hat die Umbrüche im Musikbusiness hautnah mitbekommen und immer weiter gemacht; zuletzt wurde es aber etwas ruhiger um die Grazer.

Doch nun ist man zurück mit einer neuen Single, die sich auch gleich bei uns in den Austrian Indie Charts prominent platzieren konnte; ob "I Am Falling Tonight" ein Comeback oder gar ein Farewell-Song ist?
Die Band lässt sich da (noch) nicht ganz in die Karten schauen, aber lest selbst was sich aktuell bei Facelift tut...

Ihr seid zurück mit eurer neuen Single „I Am Falling Tonight“; das letzte Album ist schon fünf Jahre her. Gab es in diesen fünf Jahren auch Überlegungen die Band aufzulösen, oder war immer klar, dass es weitergeht?

Nach der Tour zum letzten Album haben wir in den letzten Jahren eine unausgesprochene zeitlich unbegrenzte musikalische Pause in aller Freundschaft eingelegt. Bis eben auf genau diesen einen Song. Wie es weiter geht und ob, darüber wurde nie gesprochen. Das Motto ist: „Eher - vielleicht - nicht“. Der Song kann Start oder Abschied sein. Das wissen wir selbst nicht. Es ist durchaus möglich, dass dieser Schwebezustand immer so bleibt. Bis wir eben irgendwann einer nach dem anderen nicht mehr da sind.

Worum geht es im neuen Song, was hat euch dazu inspiriert?

Der Song handelt vom „Fallen gelassen werden“ und die Kunst sich fallen zu lassen. Beides fordert den Betroffenen. Größe einerseits und Mut loslassen zu können andererseits. Irgendwo zwischen Agonie und euphorischem sich treiben lassen. Es sind viele sehr persönliche Dinge in den letzten Jahren passiert, das spiegelt sich hier wider.

Wie sieht es mit einem neuen Album aus; wird es das auch 2020 geben? Falls ja, was erwartet uns da?

Dazu kann ich echt nicht viel konkretes sagen. Alles ist möglich. Da ist zwischen gar nichts, einem Song und einem radikalen Punk-Album alles drinnen. Wir haben darüber nicht wirklich gesprochen. Das schwebt eher so vor sich hin. In einem Beisatz hat Andrea (Anm.: Andrea Orso/Sängerin) angedeutet, dass sie, wenn sie jemals noch was aufnehmen will, in Deutsch singen möchte.

Ihr seid als Facelift nun schon seit den späten 90er Jahren mit dabei; wie habt ihr die Veränderungen im Musikgeschäft wahrgenommen?

Musik wird nach wie vor reichlich und überall konsumiert.  Aber es werden eher Tracks einer Playlist gehört, oft auch ohne zu wissen, wer da wer ist bzw. was die Acts sonst noch für Lieder haben. Alben als Gesamtkunstwerk kannst du kippen. Bands gibt es meiner Wahrnehmung nach aber nach wie vor wie Sand am Meer. Komisch eigentlich, da ja kaum wer noch Musik kaufen will. Ich denke die Zukunft werden animierte Repliken von großen Stars sein. Die via ausgeklügelter Programmierung „neue“ Songs zum Besten geben. Da bastelt dann ein Computerprogramm aus Sequenzen von allen Songs des Künstlers einen „neuen“ Track. Eine Animation von David Bowie geht auf Bühne und singt einen „neuen“ Hit. So ca. stelle ich mir das vor. Nachdem neuere Künstler kaum mehr jahrzehntelang anhaltenden Kultstatus erreichen können und die alten Stars alle langsam wegsterben. Vielleicht explodiert das ganze System aber auch und es bricht wieder auf. Zurzeit sehe ich das aber nicht. Da herrscht eher Lethargie. Die härteren musikalischen Gefilde aber scheinen davon nicht ganz so betroffen zu sein.

Eure persönlichen Highlights aus den letzten 20 Jahren als Band?

Das ist eine gute Frage und gar nicht einfach zu beantworten. Man verfällt da recht schnell in eine plumpe Auflistung von Orten und Ländern wo man mal war. Versuchen wir es etwas differenzierter. Die Tour durch China war großartig, weil das nun wirklich eine ganz andere Kultur ist. Das erste Interview bei FM4 ist auch so ein Meilenstein. Wir sitzen mitten im Radiosender auf einem Sofa, warten und um uns herum laufen Redakteure auf und ab. Sich selbst dann im Radio zu hören und die eigenen Songs. Das hat heute noch etwas magisches. Das Bizarre Festival in Köln. Andrea hatte an dem Tag ihren 20. Geburtstag und 60.000 Leute singen für sie „Happy Birthday“! Gänsehaut pur! Alle Reisen, Tourneen, Länder, Orte an denen man war als Gesamteindruck. So viele Plätze und Menschen die man kennen lernen durfte. Unterwegs zu sein empfanden wir immer als Geschenk – ein Privileg. Dave Grohl die Hand zu schütteln war auch nett.

Gibt es im Zuge eures aktuellen Comebacks auch schon Live-Pläne (falls ja, wo/wann)?

Es wird definitiv einen Gig geben. Ende November im Rahmen eines Festivals in Graz. Wien sollte man vielleicht auch noch besuchen. Schauen wir mal.



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